Gladiatoren Typen
Die meisten Kenntnisse ueber die Waffen der Gladiatoren sind den Ausgrabungen in Pompeji zu verdanken,
wo viele Ausruestungsgegenstaende aus einer Gladiatorenkaserne (ludus) gefunden wurden.
Sie sind heute im Museo Archeologico Nazionale in Neapel.
In den roemischen Arenen kaempften unterschiedliche Gladiatorengattungen,
die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelten.
Gladiatoren wurden nach ihren Waffen und Kampfstile in verschiedene Gattungen unterteilt.
Es gab immerhin fast 30 unterschiedliche Gladiatoren –
und 42 verschiedene roemische Kaiser sahen die Blutbaeder im Kolosseum.
Die relative Seltenheit der aufwaendigen und kostspieligen Gladiatorenkaempfe
blieb ueber die Jahrhunderte weitgehend konstant.
Noch im Jahr 354 n. Chr. wurden von den 176 Festtagen
102 fuer Theaterauffuehrungen,
64 fuer Wagenrennen
und nur 10 fuer Gladiatorenkaempfe genutzt.
Kaiser Honorius verfuegte das Ende der Gladiatorenkaempfe in 399 n. Chr.
Der letzte bekannte Gladiatorenkampf in der Stadt Rom ereignete sich am 1. Januar 404.
Auch Statuetten und Darstellungen von Gladiatoren auf Grabsteinen, Mosaiken,
Reliefs, Fresken und Oellampen geben Hinweise.
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich die Gladiatorengattungen,
die sich in ihrer Ausruestung und Kampfweise erheblich voneinander unterschieden.
Die ersten Gladiatoren traten bei Totenfeierlichkeiten oder bei Begraebnissen vornehmer Roemer auf
und wurden nach dem Scheiterhaufen (bustum) bustuarii genannt .
Sie hatten eine einfache Ausruestung:
Jeder trug einen Schild, ein Schwert und war durch Helm und Beinschienen geschuetzt.
Die fruehen Gladiatoren duerften mit aehnlichen Waffen gekaempft haben wie die von Rom besiegten Voelker.
Spaeter musste ein beispielsweise als Gallier kaempfender Gladiator
nicht mehr unbedingt auch aus Gallien kommen.
Die genaue Ausruestung dieser fruehen Gattungen ist aber aufgrund fehlender Quellen unklar.
Das Gladiatorenwesen wurde durch Augustus reformiert,
Gattungen wie Samnit und Gallier tauchten in der Kaiserzeit nicht mehr auf.
Doch uebernahm Augustus aeltere Gattungen, wie den Provocator, Thraex und Murmillo.
Provocator
Der Provocator (Herausforderer)
ist seit der spaeten Republik bekannt und kaempfte, wie die Equites, gegen seinesgleichen.
Er war mit einem mittelgroßen Rechteckschild (scutum), einem halbmondfoermigem Brustblech (pectorale)
und einem gladius ausgeruestet. Als Schutz diente ihm auch eine Beinschiene am linken Bein
und am rechten Arm eine manica.
Im 1. Jhd. vor und 1. Jhd. nach Christus trug er einen Helm, der einem Legionaershelm aehnelte.
Erst im 2./3. Jhd. hatte er einen Helm ohne Kamm mit schraeg abfallendem Nackenschirm,
dafuer jedoch mit einem Visier.
Gladiatrix
Es gab vereinzelt auch Frauen, die in der Arena kaempften, wenn dies auch kaum verbreitet war.
Ein Relief aus Halikarnassos (Tuerkei) zeigt ihre Ausruestung. Sie koennten in allen Gattungen gekaempft haben,
aber die beiden dargestellten Gladiatorinnen (gladiatrices) tragen die Ausruestung von Provokatoren.
Eques
Im Unterschied zu allen anderen Gladiatorengattungen,
welche nur mit einem Lendenschurz (subligaculum) bekleidet waren, trugen sie Tuniken.
Sie begannen den Kampf zu Pferd, stiegen dann ab und setzten ihn mit den Schwertern fort.
Die equites eroeffneten mit ihrem Kampf die Gladiatorenspiele. Sie waren mit einem Krempenhelm mit Visier,
einem flachen Rundschild, einer Lanze und einem Kurzschwert gladius bewaffnet.
Auf bildlichen Darstellungen sind sie zumeist in der Endphase des Kampfes dargestellt,
also vom Pferd abgestiegen und zu Fuß mit Schwertern kaempfend.
Murmillo
Als Schutzkleidung hatte er einen Armschutz (mania)
und eine bis kurz unter das Knie reichende Beinschiene am linken Bein.
Er trug einen Helm mit Visier mit hohem, geraden Kamm, der zusaetzlich mit bunten Federn geschmueckt war
und aussah wie ein Fisch (mormylos = kleiner Fisch). Er kaempfte gegen den Thraex.
Der murmillo ist eine sehr alte Gladiatorengattung und schon im 1. Jhd. v. Chr. nachgewiesen.
Die Bewaffnung des Murmillo mit Kurzschwert gladius
und großem, gewoelbten Rechteckschild scutum gleicht der der Legionsinfanterie.
Thraex
Als Schutzkleidung trug er am rechten Arm einen gesteppten Armschutz (manica).
An beiden Beinen trug er gesteppte Beinschuetzer, die weit ueber die Oberschenkel reichten.
Darueber hatte er ueber das Knie reichende Beinschienen.
Diese Art des Kaempfers hatte eine Bewaffnung, die noch auf seinen thrakischen Ursprung hinweisen sollte.
Der Thraex hatte ein Schwert mit gekruemmter Klinge (sica)
und einem kleinen, gewoelbten Rechteckschild (parmula) und trug einen Helm mit Visier,
von einem Helmkamm mit Greifenkopf gekroent.
Hoplomachus
Als Alternative zur Paarung Murmillo gegen Thraex gab es die Paarung Murmillo gegen Hoplomachus.
Der Hoplomachus aehnelte in Bewaffnung und Schutzkleidung dem Thraex.
Statt des Rundschilds hatte er jedoch eine verkuemmerte Form des griechischen Hoplitenrundschilds
sowie eine Stoßlanze (hasta). Fuer den Nahkampf besaß er zusaetzlich noch ein gladius.
In Ausnahmen konnte er auch gegen den Thraex kaempfen.
Retiarius
Als einzige Schutzkleidung diente ihm der Schulterschirm (galerus) und eine Armschiene (manica) am linken Arm.
Zuerst versuchte er, das Netz ueber seinen Gegner zu werfen. Wenn es verworfen war, versuchte er,
ihm mit dem Dreizack beizukommen; gelang dies nicht, hatte er fuer den Nahkampf noch das Schwert.
Sein Gegner war ueberwiegend der Secutor.
Der Retiarius war ein ungewoehnlicher Gladiator
und ist erst seit der Regierung von Kaiser Caligula (37–41 n. Chr.) belegt.
Seine außergewoehnliche Bewaffnung bestand aus einemWurfnetz (rete),
einem Dreizack (tridens, auch fuscina genannt) sowie einem Kurzschwert oder Dolch (pugio).
Er hatte weder Schild noch Helm.
Pontarius
Der Pontarius war eine Spielart des Retiarius.
Er verteidigte eine kleine Bruecke (pons) mit zwei rampenartigen Aufgaengen.
Auf jeder Seite griff ein Secutor an und versuchte auf die Plattform zu kommen.
Zusaetzlich zu seiner ueblichen Ausruestung, dem Schulterschirm (galerus) und der Armschiene
besass der Pontarius einen großen Vorrat an Wurfgeschossen, vermutlich Steinkugeln.
Secutor
Der Secutor (Verfolger) war ein auf den Kampf gegen den Retiarius spezialisierter Murmillo.
Um dem Wurfnetz seines Gegners keinen Angriffspunkt zu bieten, trug er einen eifoermigen Helm,
der nur sehr kleine Augenloecher besass.
Diese Sichteinschraenkung schuetzte ihn auch davor, dass ihm der Retiarius die Augen ausstechen konnte.
Seine Waffen waren Kurzschwert sowie ein grosser Rechteckschild (scutum).
Scissor
Dieser seltene Gladiatorentyp konnte gegen Retiarius antreten.
Er hatte genau wie der Secutor einen eifoermigen Helm mit Augenloechern,
er fuehrte in seiner rechten Hand auch das Kurzschwert (gladius)
und der rechte Arm wurde auch von einer Armschiene geschuetzt.
Da er seinen Koerper nicht durch einen Schild decken konnte,
trug er ein knielanges Kettenhemd namens lorica hamata oder einen Schuppenpanzer (lorica squamata).
Das Besondere am Scissor war, dass er keinen Schild hatte,
sondern dass sein linker Arm in einer kegelstumpffoermigen Roehre steckte, die den ganzen Unterarm umgab.
Am Ende dieser Roehre war ein kurzer Schaft mit einer wiegemesserfoermigen Klinge angebracht.
Mit dieser Waffe konnte er das Netz des Retiarius zerschneiden oder dessen Dreizack parieren.
Ebenso konnte er seinen Gegner mit sichelndem Hieb nahezu aufschlitzen.
Essedarius
Der Essedarius hatte eine Armschiene am Schwertarm, ein Kurzschwert,
Gamaschen oder kurze Bandagen an beiden Beinen.
Ausserdem trug er einen Helm, der in frueherer Zeit einem Legionaershelm und spaeter dem Secutor-Helm aehnelte.
Der Essedarius war eine weitere Gladiatorenart, die nur gegen ihres gleichen kaempfte.
Der Name leitet sich von der Bezeichnung fuer einen keltischen Streitwagen (essedum) her.
Man nimmt an, dass die essedarii den Kampf vom Streitwagen her eroeffneten und,
ähnlich wie die Equites, abstiegen und zu Fuß weiter kaempften.
Seltene Gladiatoren
Des Weiteren gab es Gladiatorengattungen, die seltener bezeugt sind.
Etwa den Dimachaerus, der mit zwei Klingen kaempfte, also Dolchen oder Schwertern wie dem Gladius.
Er trug einen gepolsterten Leibschutz, Bandagen am Dolcharm und an den Beinen,
zuweilen auch Beinschienen, aber keinen Helm.
Sein Name setzt sich aus den griechischen Woertern fuer „Zwei“ (dio) und „Messer“ (machaera) zusammen.
Der Paegniarius war nicht mit toedlichen Waffen ausgeruestet.
Eine Szene auf einem Mosaik von Nennig wird haeufig als Darstellung dieser Gladiatorengattung gedeutet.
Die Kaempfer tragen dort eine Peitsche in der rechten Hand und ein am linken Arm angeschnalltes Holzbrett.
Nach einer Schilderung bei Sueton ließ Kaiser Caligula Familienvaeter, die ein koerperliches Gebrechen hatten,
als Gladiatoren zur Unterhaltung in der Arena auftreten.
Da es roemische Darstellungen von kleinwuechsigen Gladiatoren aus unterschiedlichen Waffengattungen gibt,
traten diese moeglicherweise ebenfalls als Paegniarii mit stumpfen Waffen zur Unterhaltung auf.
Wahrscheinlich traten die Paegniarii bei Vorkaempfen (prolusio) und Tierkaempfen auf.
Der Sagittarius (Bogenschuetze) ist nur auf einem Relief in Florenz dargestellt,
wo zwei gepanzerte und behelmte Bogenschuetzen sich in einer Arena unter Beschuss nehmen.
Er trug eine Augenbinde und war deshalb auf sein Gehoer angewiesen,
da ihm lediglich Reaktionen des Publikums oder Atemgeraeusche
Aufschluss ueber den Standort seines Gegners geben konnten.
Andabates wird von Cicero erwaehnt und taucht in der Kaiserzeit nicht mehr auf.
Laquearius (Lassokaempfer), wird nur von Isidor von Sevilla erwaehnt.
Ueber den Paegniarius ist ebenfalls wenig bekannt.
Der Veles war wiederum eine Gattung, dessen Erwaehnung sich nur bei Isidor von Sevilla,
sowie auf einigen Inschriften mit der Abkuerzung VEL findet.
Der Name entstammt den am schlechtesten ausgeruesteten roemischen Soldaten,
velites (Plaenkler) zur Zeit der punischen Kriege.
Man nimmt an, dass ihre Kampfweise diesem Soldatentyp entsprach.
Der Crupellarius wird von Tacitus als gallischer Kaempfer erwaehnt.
Eine Bronzestatuette aus Frankreich koennte einen dieser vollgepanzerten Kaempfer darstellen.
Der Scaeva war ein Gladiator, der als Linkshaender kaempfte.
Kaiser Commodus, der sich privat – nicht in der Arena – gerne als Gladiator betaetigte, focht als secutor scaeva.
Standen sich zwei Linkshaender gegenueber, wurde von einem linkshaendigen Kampf (pugna scaevata) gesprochen.
Der Venator hatte wilde Tiere als Gegner.
Aufgrund dessen zaehlt er nicht zu den eigentlichen Gladiatorengattungen
Hiermit sprechen wir dem
FORVM TRAIANI
herzlichen Dank aus.
Viele dieser Informationen
sind aus dem Forum erarbeitet.